Anlässlich der "Themenwoche Schreiben" wurde Nina Horvath für The Mortal Bookshelf interviewt. Dort ist das Interview leider nicht mehr online, doch mit Erlaubnis von Bloggerin Laura wurde der Text hierhin übernommen. Das Interview wurde im Oktober 2011 gegeben.
Vielen
Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, ein paar Fragen für unsere Themenwoche zu
beantworten. Bitte stellen Sie sich zuerst den Besucher vor. Wer sind Sie und
wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Ich
danke für die Möglichkeit, mich hier vorstellen zu dürfen! –
Ich heiße Nina Horvath und arbeite gerade an meiner Magisterarbeit im Fach Paläobiologie,
das ist ein Fach, das sich mit Lebewesen vergangener Erdzeitalter beschäftigt.
In meiner Freizeit bin ich vor allem ein Fan von phantastischen Geschichten,
besonders solchen im Bereich Science-Fiction. Ich sehe gerne solche Filme und
Serien, lese viel, liebe Hörbücher, gehe auf Conventions und Fantreffen und
schreibe auch selbst Kurzgeschichten. Letzteres klingt zwar erst einmal nicht
so viel, ich kann aber versichern, dass ich den überwiegenden Teil meiner Zeit
damit verbringe! Neben dem Schreiben ist mir nämlich auch das intensive Überarbeiten
wichtig und anschließend strebe ich eine Veröffentlichung an, was mir auch
bislang über zwei Dutzend Mal in gedruckter Form –
Online-Veröffentlichungen nicht mitgerechnet! –
gelungen ist. Für mich als Autorin ist das Bewerben der Werke auch untrennbar
mit dem Schreiben verbunden, deshalb veranstalte ich auch unter anderem regelmäßig
Lesungen.
Um
eine Geschichte zu schreiben, egal in welcher Form, ob FanFiction,
Kurzgeschichte oder Roman, zuerst braucht es eine Idee. Wo finden Sie ihre
Ideen? Wie werden Sie inspiriert?
Mitunter
lese ich etwas Interessantes, wobei das dann aber stets ungeplant ist –
man schmökert dahin oder sucht eigentlich etwas ganz anderes und plötzlich
findet man etwas, das die grauen Zellen ankurbelt. Bei der Geschichte „Darwins
Schildkröte“ war das ein Zeitungsartikel tatsächlich über das damals noch
lebende Tier und daraus wurde ein absurd-komisches Science-Fiction Szenario mit
Außerirdischen. Bei „Die Kosmozoentheorie“ ist mir die Theorie, dass eine
Vorstufe des Lebens aus dem Weltall gekommen sein könnte, beim Nachschlagen in
einem Lehrbuch zu einem anderen Thema untergekommen. Bei der im Cthulhu-Mythos
angesiedelten Geschichte „Zombies für einen Tag“ kam hingegen die
Freundesanfrage eines Zombiewalks bei Myspace, da habe ich mir durchgelesen,
was diese Leute so machen und ich fand die Vorstellung, dass Menschen sich
einfach so als Zombies verkleiden, sich auch so benehmen und in Gruppen durch
die Stadt marschieren, so absurd, dass ich mich gefragt habe, warum das jemand
tut und so ist die Geschichte entstanden.
Ich
denke mir das alles vor allem gut durch –
im Kopf, ohne mir Notizen zu machen. Ich schreibe mir im Grunde genommen für
meine Autorentätigkeit nur To-do-Listen, also wem ich ein E-Mail schreiben
muss, welche Ausschreibung bald abläuft, was ich noch unbedingt bloggen möchte –
doch was Geschichten anbelangt, so schreibe ich gleich drauf los. Ich plotte
nicht und erstelle auch keine Steckbriefe der Charaktere.
Wie
ausführlich plotten Sie ihre Projekte? Haben Sie eine bestimmte Methode?
Wie
gesagt, ich plotte nicht. Ich schreibe allerdings auch nicht beim ersten
Geistesblitz drauf los, sondern überlege mir sehr lange, wie die Geschichte
aussehen soll, die ich erzählen will, welchen Blickwinkel ich dafür wähle und
spule auch die einzelnen Szenen wie einen Film vor meinem geistigen Auge ab.
Die
Idee, das Plot, die Charaktere … alles ist fertig, jetzt müssen Sie anfangen zu
schreiben, wie gehen Sie vor? Schreiben Sie Szenen für Szene in der
Reihenfolge. Fangen Sie nach Lust und Laune an? Beginnen Sie mit Schlüsselszenen,
wie ist Ihr Vorgehen?
Ich
schreibe erst den Anfang, dann das Ende. Anschließend einige Szenen
zwischendurch. Am Ende die Übergänge zwischen den Szenen und zu guter Letzt
wird das Ganze mehrfach überarbeitet.
Das
Manuskript ist fertig, wie gehen es weiter? Landet es in der Schublade? Bekommt
es sofort eine Überarbeitung von Ihnen oder bekommen es Ihre Testleser vor die
Nase gesetzt?
Ich
überarbeite sehr intensiv. Früher hatte ich auch Testleser –
teilweise in Foren – ich bin allerdings aus verschiedenen
Gründen davon abgekommen. Im Normalfall brauche ich von vorneherein ein Ziel
vor Augen. Dann folgt das bange Warten. Bei einer Ablehnung, die inzwischen
immer seltener vorkommt, überarbeite ich den Text noch einmal und reiche ihn
anderswo ein. Denn entmutigen lasse ich mich durch einen Rückschlag bestimmt
nicht! Gefällt dem Herausgeber der Text, wird er in Absprache mit mir
lektoriert und danach gedruckt.
Im
Schnitt, wie oft überarbeiten Sie Ihre Texte?
Sicher
zehn Mal. Im Schnitt. Häufig öfter.
Gibt
es einen Ort, an dem Sie besonders gerne schreiben?
Ja,
ich schreibe im Normalfall ausschließlich zu Hause auf meinem eigenen Computer –
einem Laptop mit Extratastatur, in der durch diese Vorrichtung auch etwas erhöht
steht. Unterwegs schreibe ich nur kurze Nachrichten, keine Geschichten, denn
zum Arbeiten bin ich gerne ungestört. Ich kann es nicht ausstehen, wenn jemand
auf meinem Computerbildschirm beim Schreiben mitliest oder mich anspricht.
Hören
Sie während des Schreibens Musik?
Ich
höre gar keine Musik, es sei denn in Form von „Zwangsbeschallung“. Allerdings
gestehe ich, dass ich manchmal nebenbei den Fernseher laufen lasse. Am liebsten
etwas auf DVD, das ich schon sehr gut kenne, wo ein Moment Unaufmerksamkeit
nicht weiter schlimm ist.
Haben
Sie literarische Vorbilder?
H.P.
Lovecraft ist und war immer mein Vorbild, nicht nur als begabter
Schriftsteller, sondern auch mit der Art und Weise, wie er seinen Weg gefunden
hat. Er war ein faszinierender Mensch, der vollkommen überzeugt davon war, was
er tat und der alles trotz seiner zahlreichen Eigenheiten und Ängste auf die
Reihe bekommen hat. Und der sich nicht entschuldigt hat, weil er keine
achthundert Seiten Wälzer schreibt und in Fanzines statt bei großen Verlagen
untergekommen ist, sondern ohne Einschränkungen stolz auf das Erreichte war,
was ihm letztendlich – wenngleich vor allem
posthum – auch den verdienten Ruhm eingebracht hat.
Gibt
es bestimmte Tageszeiten, an denen Sie besonders motiviert und/oder kreativ
sind?
Am
späten Nachmittag bis in die Abendstunden fällt mir das Schreiben leichter.
Zudem sind bis dahin auch meine E-Mails beantwortet.
Tippt
man in Amazon das Wort „Schreibratgeber“ ein, erscheint eine Fülle an
Ergebnissen. Einige der Lektüren befassen sich mit Charakteren, anderen mit dem
Plot und wieder andere spezialisieren sich auf das Anschreiben von Verlagen.
Wie denken Sie über Schreibratgeber?
Hat
Ihnen je ein Schreibratgeber besonders geholfen? Wenn ja, welcher?
Ich
halte generell recht wenig von Schreibratgebern, die sich mit dem Schreiben an
sich beschäftigen. Sehr viel ist nur Gerede und ich glaube nicht, dass durch so
etwas gute Autoren entstehen. Ganz interessant sind jedoch Ratgeber, die sich
mit der Bewerbung bei Verlagen beschäftigen –
schließlich kann man als Autor beispielsweise nicht „erraten“, was ein Exposee
ist, man muss sich die Information erst beschaffen. Meiner Ansicht nach erfährt
man das aber auch aus dem Internet – gerade in
Diskussionsforen beschreiben Autoren häufig, mit welcher Taktik sie Erfolg
hatten. Das ist für mich hilfreicher als jegliche Ratschläge, was man tun „sollte“
– denn vieles klingt nun mal in der Theorie ganz toll, lässt
sich aber in der Praxis nur schwer umsetzen.
Was
würden Sie jemanden raten, der gerade erst mit dem Schreiben angefangen
hat?
Wer
gerade mit dem Schreiben angefangen hat, sollte sich erst einmal realistische
Ziele setzen, denn sonst folgt unweigerlich die Ernüchterung! Mir begegnen täglich
Autoren ohne jegliche Erfahrung, die die Veröffentlichung einer ganzen
Romantrilogie in einem großen Verlag anstreben. So etwas haben natürlich schon
Menschen erreicht, keine Frage und zweifellos sollte man das Träumen nicht
verlernen, aber ohne Vorarbeit ist das nun mal ein Kampf gegen Windmühlen! Neue
Autoren sollten also erst einmal versuchen, ein kurzes Werk zu verfassen –
man kann nämlich locker mal viele Seiten runtertippen und das Ganze „Romananfang“
nennen, aber auch nur einen kurzen Text tatsächlich abschließen, ist meist viel
schwerer, als man ursprünglich angenommen hat. Doch mit etwas Mühe und Geduld
klappt dann auch die erste Veröffentlichung. Dadurch bekommt man immer mehr
Erfahrung und knüpft nützliche Kontakte und nach und nach wird einiges ein
wenig leichter.
Wie sind Sie zu ihrem Buchvertrag gekommen?
Haben Sie sich direkt an den Verlag gewendet oder den Weg über eine der
zahlreichen Literaturagenturen gewählt?
Meine
erste gedruckte Veröffentlichung war eine Kurzgeschichte in einem Fanzine. Ich
habe im Internet gelesen, dass Geschichten gesucht werden, habe mein Glück
versucht und es hat tatsächlich geklappt. Das hat mir natürlich viel Mut
gemacht. Nach wie vor sind offene Ausschreibungen wichtig für mich, um an Veröffentlichungen
zu kommen, allerdings habe ich mir inzwischen einen gewissen Ruf erarbeitet und
ich werde ab und an auch exklusiv für Projekte eingeladen. Inzwischen bin ich
auch als Herausgeberin von Sammelbänden tätig.